OBERER MAESTRAZGO UND TINENÇA DE BENIFASSÀ
Ist der langestreckte Gebirgszug der Ports de Beceit im Nordosten durch die höchste Erhebung, den Monte Caro (1.447 m) gekennzeichnet, so hat er im Südwesten am anderen Ende einen eigenen Namen: Die Tinença de Benifassà. Nicht ganz so dünn besiedelt wie der nördliche Teil, ist er wie dieser dicht bewaldet und die Einwohnerzahl der kleinen Dörfer liegt höchstens im zweistelligen Bereich. In früheren Zeiten war der Zugang schwierig, heutzutage winden sich schmale Sträßchen hinauf ins Gebirge.
Kommt man von der Küste her, führt die Anfahrt von La Senia her zunächst zum Stausee von Ulldeona und danach weiter in Richtung Naturpark Tinença de Benifassà.
Hier liegen auf etwa 700 m Ballestar und Pobla de Benifassà und ein weitläufiger Klosterkomplex, das Monasterio de Santa Maria de Benifassà (1208 gegründet), das von Nonnen des Kartäuserordens bewirtschaftet wird und am Donnerstag von 13:00 bis 15.00 h besichtigt werden kann.
Fredes, Boixar und Corachar (Coratxà) liegen dann in Höhenlagen von über 1.000 m, verfügen über Bars (Boixar und Fredes) bzw. – trotz großer Abgeschiedenheit – über ein gutes Restaurant (Corachar). Das trifft auch auf Castell de Cabres zu, ein weiteres, fast verlassenes Dorf ebenfalls in dieser Höhenlage, in Richtung Morella.
Auch Vallibona zählt zum Naturpark Tinença de Benifassà und ist entweder über Morella oder von der Küste her über Rosell zu erreichen.
Inmitten des Valle del Río Cervol liegt auf
etwa der Hälfte der Strecke in völliger Einsamkeit der ehmalige Konvent Santa Domingo, heute eine Casa Rural mit Zimmervermietung und mit ganz besonderem Flair.
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Morella ist mit etwa 2.500 Einwohnern die größte Stadt des Maestrazgo und sowohl von der Küste, als auch von Norden her, auf der N-232, zu erreichen. Kommt man von der Küste her, liegt auf etwa halber Wegstrecke das ehemalige Kloster, das Santuario de la Virgen de Vallivana aus dem 14. Jahrhundert. Mit seiner eindrucksvollen Kirche mit Marienstatue und einem zum Restaurant umgebauten ehemaligen Klosterrefektorium zählt dieses Heiligtum zu den besonderen Plätzen des Maestrazgo.
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Morellas Lage auf knapp 1.000 m Höhe ist spektakulär: Gebaut auf einem imposanten Felskegel, gekrönt von einer Wehranlage und ringsum von einer zweieinhalb Kilometer langen und bis zu 10 Meter hohen Stadtmauer umschlossen, zählt die Stadt zu den schönsten städtebaulichen Anlagen Spaniens.
Drei Stadttore gibt es, eines ragt heraus und ist schon von Weitem zu sehen: Die Puerta San Miguel an der Nordseite. Innerhalb der Mauern überrascht die gleiche Harmonie und Geschlossenheit wie außen. Wie langgezogene Rampen legen sich die Gassen um den Bergkegel, führen zunächst zur Plaza de los Estudios, dann zur Erzpriesterkirche Santa Maria und schließlich, vorbei an Resten eines Konventes, zu den Wehrgängen, Kasematten und natürlichen Felsverliesen darüber. In den Carlistenkriegen wurde hier in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts das letzte Mal erbittert gekämpft.
Was sich auf der Fahrt nach Morella jenseits des Querol-Passes (1.086 m) bereits abzeichnet, nämlich eine mehr oder weniger baumlose Landschaft, setzt sich weiter fort, wenn man die Stadt in Richtung Nordwesten verlässt: Spärlicher Bewuchs überall, der Río Bergantes, der einst die Ansiedlung von Textilfabriken ermöglichte, ist heute kaum noch als Fluss zu erkennen.
Forcall, ein uralter Siedlungsplatz mit zahlreichen Funden, besonders aus iberischer Zeit, liegt nur wenige Kilometer von Morella entfernt, hat eine schöne Plaza Mayor, eine Priesterkirche und mehrere herrschaftliche Häuser reicher Familien aus der Zeit des prosperierenden Wollhandels im 16. Jahrhundert.
Rings um das Dorf dominiert eine eher karge Landschaft, die sich auch Richtung Sorita del Maestrazgo fortsetzt, einem typischen Bergdorf, das vor allem deshalb erwähnenswert ist, weil ganz in der Nähe das Santuario de la Balma liegt: Ein außegewöhnlicher Wallfahrtsort noch heute, der seine Entstehung der christlichen Reconquista nach der Epoche der Maurenherrschaft verdankt. Mit Kirche und Pilgerherberge wurde er einst unter einen Felsvorsprung gebaut.
Psychisch Kranke waren hier zeitweilig untergebracht und im spanischen Bügerkrieg diente das Santuario als Lazarett. Voller Geschichten ist dieser Ort, eine Ansammlung teils befremdlicher Votivgegenstände in einem Winkel der Kirche erzählt davon.
Das integrierte Restaurant genießt einen guten Ruf.
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Villores, Palanques und Olocau del Rey sind weitere kleine Orte im engeren Umkreis. Geografisch gehören sie noch zur Comunidad Valenciana, zur Autonomen Region Valencia. Bordon mit seiner innen ganz und gar mit ornamentalen und figürlichen Motiven augemalten Kirche aus dem 13. Jahrhundert, einem wahren Kleinod, liegt dann bereits „drüben“ im Terueler Maestrazgo. Castellote und der Stausee von Santolea, obwohl auch nur wenige Kilometer entfernt, zählen ebenfalls zur Provinz Teruel und sind damit Teil der Comunidad Autónoma de Aragón. Einfache mittelalterlich geprägte Ansiedlungen sind sie allesamt und spielten doch zu ihrer Blütezeit bei königlichen Gebietsstreitigkeiten und zu Zeiten der Feudalherren, eine große Rolle.
Das Dorf Tronchón ragt heraus wegen seines besonderen Käses. Der hat nicht nur eine außergewöhnliche Form, sondern begeistert vor allem durch seine ganz spezielle Mischung aus Ziegen- und Schaf- und Kuhmilch.
Historisch ist seine Qualität ebenfalls verbürgt: Miguel de Cervantes, Schriftsteller (1547 – 1616), erwähnt ihn bereits in seinem Ritterroman Don Quichote. Weltliche und kirchliche Würdenträger jener Zeit wollten ihn ebenfalls nicht missen. Man kann ihn vor Ort kaufen, aber auch über das Internet bestellen.
Ein Restaurant im Dorf hat unverändert seit einigen Jahrzehnten einen sehr guten Ruf: Die Casa Matilde.
Cinctorres, Castellfort und Ares del Maestre liegen südwestlich von Morella. Mal dicht bewaldet, dann wieder steinig und karg, zeigt sich die gebirgige Landschaft. Südlich Morella, erreichbar über die Landstraße CV-12, liegt die Hochebene Vega de Moll mit einzelnen Weilern, in denen auch heute noch Viehzucht betrieben wird.
Cinctorres hat eine große, zweitürmige Priesterkirche mit barocker Fassade. Bei Castellfort sind vor allem zwei Ermitas sehenswert, auch wieder wegen ihrer außergewöhnlichen Lage: Die eine, Sant Pere, stammt aus dem 13. Jahrhundert, hat sowohl romanische als auch gotische Bauelemente und liegt spektakulär auf einer kahlen Bergkuppe. Die andere, Virgen de la Fuente aus dem 15. Jahrhundert versteckt sich in einem engen schattigen Tal an der Landstraße nach Ares del Maestre und wurde1979 zum Monumento Histórico Artístico erklärt. Beide Ermitas sind Stationen einer außergewöhnlichen, zweitägigen Wallfahrt, die von Catí nach Castelfort (und zurück) führt.
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Vilafranca del Cid, einige Kilometer weiter südlich, war einst eines der wichtigen Zentren des mittelalterlichen Wollhandels. Hier ist die Landschaft ringsum von endlosen Trockenmauern gegliedert und es gibt einige Masias fortificadas, befestigte Bauernhäuser, die in kriegerischen Zeiten als Rückzugsorte dienten. Man trifft unter anderem auch auf Assegadors, breite mauergesäumte Schneisen, ehemaligen Schaf-Trails.
Westlich der Stadt gibt es – im Gegensatz zum steinigen Gelände ringsum – eine bewaldete Hochebene. An der Landstraße zwischen La Iglesuela und Vilafranca steht die sehenswerte Ermita Virgen del Llosar und beim Weiler La Pobla de Bellestar ist eine mittelalterliche Spitzbogenbrücke und eine alte Wassermühle zu besichtigen.
Ares del Maestre mit Priesterkirche und Lonja (arabisch-mittelalterlicher Warenbörse) ist eines der sehenswertesten Dörfer des Maestrazgo wegen seiner exponierten Höhenlage auf 1.200 m Höhe. Auf einem konischen Felsbrocken oberhalb des Dorfes stand einst die arabische Burg, von der heute nur noch Reste zu sehen sind. Überragt wird Ares von der Mola de Ares, einem 1.380 m hohen Tafelberg, von dem aus man eine fantastische Weitsicht hat.
Ares del Maestre Bei Ares del Maestre
Im Tal unterhalb des Dorfes gibt es noch eine Besonderheit. 5 Getreidemühlen mit Wassersammelbecken sind hier, absteigend wie an einer Perlenschnur, aufgereiht. In Zeiten verlässlicher Wettervehältnisse konnte so hier in diesem Trockental regelmäßig das Getreide gemahlen werden.